Auszüge aus dem Text von R. Scheuch aus Triptiser Amtsblatt 29/1992
Um die Genehmigung zu einem Rathausbau zu erlangen, machte die Stadtverwaltung trotz aller negativen Bescheide, immer wieder Vorstöße bei der Staatsregierung in Weimar. 1827 wurde nun endlich die Notwendigkeit eines Neubaus anerkannt. Gleichzeitig wurde die Auflage erteilt, das Rathaus nicht wieder an der alten Stelle auf dem Markt zu erbauen, sondern einen neuen Bauplatz in der Nähe des Marktes zu suchen. Doch diese Einschränkung brachte abermals eine große Zeitverzögerung bis schließlich wieder einmal ein schreckliches Ereignis eintrat, das aber zur Lösung dieses Problems beitrug.
Im Jahre 1848, am Mittwoch nach Pfingsten, brannte der Westteil des Mittelrings nieder. Bei diesem Brande ist auch das baufällige, an der Ostseite des Marktes befindliche, Brauhaus nebst dem danebenstehenden Spritzenhaus zu Grunde gegangen. 1844 war die heutige Marktschule (zweistöckig) erbaut worden und so konnten die Feuerwehrgeräte in der umgebauten Mädchenschule eingestellt werden, während das Brauhaus außerhalb der Stadt, zwischen der heutigen Sportallee und dem Friedhofsberg, neu errichtet wurde. Nun wurde auch der Stadtverwaltung die Genehmigung zum Ankauf des freigewordenen Platzes für 180 Taler erteilt.
Am 1. Juli 1850 war in Triptis eine Justiz-Amtskommission eingerichtet worden (ähnlich einem Amtsgericht), die aus einem Amtskommissar, einem Registrator und zwei Schreibern bestand. Als „Amtslokal“ wurde zunächst die untere Hälfte der neuen Schule verwendet, die als Rektoratswohnung vorgesehen war und bis dahin leerstehend. Doch der zur Verfügung gestellte Platz reichte nicht. Da Triptis sich jedoch schon bei der Bewerbung um dieses Amt verpflichtet hatte, ein Gebäude zu errichten und dem Amt die nötigen Räume unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, wurde nun der Bau des neuen Rathauses sehr forciert, wozu sich der erworbene Platz an der Ostseite des Marktes gut eignete. Mit der Planung wurde der großherzogliche Bau-Inspektor Spittel aus Weimar beauftragt. Nach dem ersten Kostenanschlag sollte das Gebäude 10500 Taler kosten. Der Grundstein wurde anlässlich des 25. Regierungsjubiläums des Großherzogs Karl Friedrich am 15. Juni 1853 unter Teilnahme von Groß und Klein und Abhaltung eines Kinder- und Schulfestes feierlich begangen. Die Kosten waren aber auf 24000 Taler gestiegen, so dass eine neue Gemeindesteuer eingeführt werden musste, da in der Zwischenzeit einige Einnahmequellen der Stadt versiegt waren.
Bereits im Sommer 1855 war zwischen dem Direktor des V. Verwaltungsbezirkes als Vertreter des Staatsministeriums und der Stadtverwaltung ein Vertrag über die Verteilung der Räume abgeschlossen worden. Die untere Etage blieb der Stadtverwaltung vorbehalten. Die 1. Etage wurde entsprechend den behördlichen Zwecken der Justiz-Amts-Kommission ausgebaut. Hier war u.a. ein feuerfestes „Depositorium“ (Aufbewahrungsort), ein Zimmer zur Abhaltung von Terminen wie auch zum Aufenthalt des „Dirigenten“, daneben ein großes Terminzimmer, wo öffentliche Verhandlungen abgehalten wurden. Ferner ein kleines Terminzimmer, das zugleich der Registratur und der Sportel-Einnahme (Gebühreneinnahme) diente. Daneben war noch ein Zimmer, das sowohl zur Abhaltung von Terminen, wie auch als Archiv geeignet war. In der 2. Etage befand sich neben der Wohnung des Amtsvorstehers noch ein großer Saal, der „zur Mitbenutzung bei außerordentlichen Geschäftsvorkommnissen der großherzoglichen Justiz-Amts-Kommission, im Übrigen der Gemeinde Triptis vorbehalten“ war.
Gleichzeitig mit dem Bau des neuen Rathauses hatte die Stadt noch das Nebenhaus, das „Gareissche Wohnhaus“, gekauft, dessen Besitzer nach Amerika ausgewandert war (heutige Ernst-Thälmann-Straße 2). In dieses Haus wurde die Wohnung des Gerichtsdieners und gleichzeitig im Hof 3 „Gefängnisse“ eingebaut. Mitte der siebziger Jahre erhielt Triptis die erste Telegrafenstelle, die im Rathaus in der unteren Etage unterkam. Seit dieser Zeit konnte man nun auch in unserer Heimatstadt Telegramme empfangen und aufgeben.
Im Jahre 1879 wurde die hiesige großherzogliche Justiz-Amts-Kommission eingezogen und mit dem späteren Amtsgericht Auma zusammengelegt. Nun standen in Triptis die bis dahin von der Dienststelle genutzten Räumlichkeiten leer. Die Stadtverwaltung hat in den nächsten Jahren immer wieder versucht, das sich nun in Auma befindliche Amtsgericht wieder nach Triptis zurückzubringen oder andere Dienststellen hier anzusiedeln. So bemühte man sich auch, nachdem 1899 das Grundbuchsystem eingeführt worden war, die neuzubildende Katasterbehörde des V. Verwaltungsbezirkes in Triptis in den leerstehenden Räumen anzusiedeln. Aber all diese Bemühungen blieben erfolglos. Erst 1907 konnten einige Räume der „Landwirtschaftlichen Winterschule“, der späteren Landwirtschaftsschule, vermittelt werden. Natürlich vergrößerte sich auch im Laufe der Zeit die Verwaltungsbehörde der Stadt immer mehr, so dass am Ende der Platz nicht mehr reichte und in den dreißiger Jahren auch die Toreinfahrt neben dem oben erwähnten „Gareisschen Haus“ als Verwaltungsraum noch ausgebaut werden musste.
1933 wurde die Ratskellerpacht und Konzession an die Riebeckbrauerei in Gera vergeben, mit der Auflage, in den Kellergewölben des Rathauses einen Ratskeller einzubauen, der dann 1934 in Betrieb genommen wurde.
In den letzten Kriegstagen wurde als einziges Gebäude in der Innenstadt das Rathaus von einer amerikanischen Bombe getroffen. Der Schaden kann aber nicht so groß gewesen sein, denn Bürgermeister Stötzner hatte bereits Material zur Ausbesserung beschafft. Diese wurde jedoch nicht mehr durchgeführt, da durch das Kriegsende der ehemalige Bürgermeister abgesetzt und dem Rathaus keine Bedeutung mehr geschenkt wurde. Das Gebäude wurde schließlich aufgegeben, die Verwaltungsbehörde zog in das ehemalige HJ-Heim, dem heutigen Vereinshaus der Stadt am Platz der Jugend. Nur der Ratskeller war noch bis 1946 als „Volksküche“ in Betrieb. Dann wurde der Pachtvertrag nicht erneuert und man begann mit dem Abriss des Gebäudes.
1952 wurden noch die letzten Gewölbe eingelegt und die uns allen bekannte Grünanlage auf dem Platz angepflanzt.
… Fortsetzung folgt …