Ein Rückblick auf die 600-Jahrfeier der Ersterwähnung von Triptis als Stadt im Jahre 1928

Text von R. Scheuch (aus Triptiser Amtsblatt 2/1999) und Bildmaterial von K. Markfeld

Stadttor am heutigen Strobelplatz
Stadttor zur 600-Jahrfeier am heutigen Strobelplatz

Als im Jahre 1927 die 4tägige Ausstellung „Land und Stadt“ mit ihren vielen Nebenveranstaltungen gemeinsam von der Kreislandwirtschaftskammer Gera und der Stadt Triptis organisiert und mit dem großen Festumzug ein Riesenerfolg wurde, ahnte in Triptis noch niemand, dass schon ein Jahr später wieder eine große Festwoche hier stattfinden sollte.

Im Triptiser Archiv finden wir unter dem 26. Oktober 1927 die Abschrift eines Briefes des Bürgermeisters an Herrn Studienrat Dr. Ehrlicher, Neustadt/Orla, worin es heißt:

 

 

 

Herr Lehrer Böhme in Triptis teilte mir mit, dass Sie dessen Sohn, der die Oberrealschule in Neustadt besucht, gegenüber geäußert haben, dass die Stadt Triptis im Jahre 1928 ihr 600jähriges Stadtjubiläum feiere. Bisher ist nach den hiesigen Aktennotizen, die allerdings nicht einwandfrei sind, das Jahr 1954(?) als Jubiläumsjahr angesehen worden. Ich wäre Ihnen deshalb zu Dank verpflichtet, wenn Sie mir mitteilen wollten, auf welche Unterlagen sich Ihre Mitteilung stützt.

Hieraus ist ersichtlich, dass man sich in Triptis bis dahin überhaupt noch keine Gedanken gemacht hatte, wie alt eigentlich die Stadt ist. Auf diese Nachricht hin begann nun ein hektischer Briefverkehr mit allen möglichen Stellen, um sich das jetzt aufgeworfene Datum, den 13. Oktober 1328, bestätigen zu lassen und die entsprechende historische Unterlage ausfindig zu machen. Ein Schriftwechsel mit dem in jener Zeit für die thüringische Geschichte kompetenten Professor Dr. Dobenecker, Jena, brachte schließlich die genaue Auskunft über die Frühgeschichte von Triptis und die Mitteilung über die Aufbewahrung der entsprechenden Urkunde im Staatsarchiv in Greiz. Nach Klärung dieser Grundlage wurde zunächst am 23. Dezember 1927 dem Hauptausschuss „Kenntnis von den gepflogenen Erörterungen des Stadtvorstandes“ gegeben und nach Beschaffung des „Urkundenbuches der Vögte von Weida, Gera und Plauen“, in dem die entsprechende Urkunde abgedruckt ist, wurde schließlich am 20. Januar 1928 in einer Sitzung des Gemeinderates gegen eine Stimme beschlossen, aus diesem Anlass eine 600-Jahrfeier im größeren Stile zu veranstalten.

Zunächst wurden nun aus allen möglichen Städten Deutschlands, wo in den zurückliegenden Jahren ähnliche Feierlichkeiten stattfanden, Programme, Festschriften und Auswertungen der Festtage abgefordert. Schon in der Stadtratssitzung am 21. Februar wurde die Vorgehensweise zur Vorbereitung dieser Festwoche bestätigt. Hiernach wurde ein Hauptausschuss gebildet, der aus dem gesamten Stadtrat mit dem Stadtvorstand als Vorsitzenden bestand. Ferner wurde festgelegt, dass die Veranstaltung den Charakter eines Heimatfestes haben sollte. Zur Unterstützung des Hauptausschusses wurden weitere Unterausschüsse gebildet, wie ein Verkehrsausschuss, ein Finanzausschuss, ein Ausschuss für Veranstaltungen, ein Festzugsausschuss, ein Ausschmückungsausschuss, dem es z.B. auch oblag, die Stadttore zu errichten, und ein Presseausschuss. Zu den einzelnen Ausschüssen konnten weitere Mitglieder noch hinzugewählt werden. Als Zeitpunkt für die Festwoche wurde die Woche vom Sonnabend, dem 7. Juli bis Sonntag, dem 15. Juli 1928 festgelegt.

Nun begann eine turbulente Zeit für die Arbeit der Ausschüsse. In Anbetracht der kurzen Zeit, die zur Vorbereitung eines solchen Festes zur Verfügung stand, tagten die Ausschüsse zunächst alle 10 – 14 Tage, aber schon bald wurden die Abstände immer kürzer. Die Arbeit, die in den verbleibenden 4 Monaten zu leisten war, war sehr schwierig und allumfassend. So sollte z.B. im Saale der damals neu erbauten Wiesenburg eine Schüler-Theateraufführung unter Leitung von Lehrer Böhme stattfinden. Da aber die Bühne noch keine Kulissen hatte und keine ausreichende Bühnenbeleuchtung vorhanden war, musste dies noch alles erstellt werden. Auch wollte man ein Festspiel über eine Triptiser Begebenheit im 30jährigen Kriege bieten, aber dieses Stück musste erst noch geschrieben werden. Nach langem Suchen fand sich schließlich der Heimatdichter Lehrer Lämmerhirt aus Niederpöllnitz für diese Arbeit bereit. Der Eisenbahnobersekretär Emil Kupfer von hier hatte einen Festmarsch komponiert und der Stadt gewidmet. Nun musste die Stadt die Aufgabe übernehmen, hiervon einen Klavierauszug in einer Auflage von 500 Stück im eigenen Verlag drucken zu lassen. Die Buchdruckerei C.L. Schmidt gab statt eines geplanten Festbuches eine Festzeitung „in besserer Ausführung“ heraus, wofür der Stadt selbst keine Unkosten entstanden. Jedoch musste sie nun selber eine Festschrift herausgeben, die auch zu Werbezwecken nach der Heimatveranstaltung noch benutzt werden sollte. Die Triptiser Bevölkerung wurde aufgerufen, alte Gegenstände und Gebrauchsgüter leihweise für eine museale Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Schon sehr bald waren über 200 Gegenstände zusammengekommen, die dann meist als Dauergabe gespendet, den Grundstock für das spätere vielbeachtete Triptiser Heimatmuseum bildeten.

Das größte Problem war aber der Festumzug. Man hatte ermittelt, dass dieser die Stadt 3500 RM kosten sollte. Da die Stadt aber das Geld hierzu nicht hatte und die Vereine sich bedeckt hielten, d.h. von den damals zahlreichen Triptiser Vereinen sich nur 3 bereit erklärten, mitzumachen, wurde 4 Wochen vor dem Fest der Umzug abgesagt. Nur der Überredungskunst und der Organisation des Landwirtes Neuenhoff war es zu danken, dass der Festumzug stattfinden konnte. Der für den Rodaborn vorgesehene Pavillon wurde zunächst am Bahnhof aufgestellt und diente zum Verkauf von Festabzeichen, Festbüchern und Programmen sowie als Auskunftsstelle. Die Porzellanfabrik spendete 500 RM zur Ausgestaltung des Festes und stellte 2000 Festabzeichen mit dem Triptiser Wappen her, die aber zu keinerlei besonderen Vergünstigungen berechtigten. Ferner stellte die Porzellanfabrik zu den günstigsten Bedingungen 5000 Becher her, die das Bild des Stadtturmes und am Rand die Stadtfarben grün-gelb zeigten. Auch Stadtfahnen mit den Stadtfarben grün-gelb mussten hergestellt werden, denn erst wenige Monate zuvor waren diese Farben durch Stadtratsbeschluss für die Stadt als verbindlich erklärt worden. Die Stadtverwaltung scheute auch die Mühe nicht, alle erreichbaren Triptiser durch ein Rundschreiben persönlich zu der Feier einzuladen. Viele, die nicht teilnehmen konnten, überwiesen Geld, was dem Festausschuss nochmals eine beträchtliche Summe an Spendengeldern einbrachte.

Diese wahllos ausgesuchten Beispiele sollten verdeutlichen, welchen Schwierigkeiten die damaligen Organisatoren ausgesetzt waren, die sie aber alle bravourös meisterten.

Dank der unermüdlichen Arbeit des Festkomitees und dank der Mitarbeit und Unterstützung großer Bevölkerungskreise konnte das erste große Heimatfest in Triptis unter der Teilnahme vieler Gäste pünktlich am 7. Juli 1928 eröffnet werden. Schwerpunkte des Programms der Festwoche waren z.B. am Eröffnungstag ein Festkommers (das war eine Veranstaltung nach einem bestimmten Programm) im Saale des Hotels Mohren mit der Eröffnungsansprache, mit Konzert- und Gesangsdarbietungen und dem Theaterfestspiel in 3 Bildern „Aus Triptis trüben Tagen“ vom Lehrer Lämmerhirt. Im Saal „Grüner Baum“ fand gleichzeitig ein „Zweiter Kommers“ statt, der von „sportlichen, musikalischen und deklamatorischen (Rezitationen) Darbietungen“ umrahmt war.

Am Sonntag bewegte sich ein großer historischer Festumzug, „der in 35 wohlgelungenen Gruppen die Zeit von 1000 bis zur Gegenwart versinnbildlichte“, durch die Stadt. Abends fand in der Wiesenburg eine Schulaufführung des Festspieles „Kleinstadtzauber“ und in der Turnhalle eine gemeinsame Veranstaltung des Turnvereins e.V. und des Singvereins mit Schauturnen und einem „Gesangskonzert“ statt. An den folgenden Tagen der Woche waren vormittags in abwechselnden Gaststätten Treffen zum Frühschoppen und abends Veranstaltungen, wie z.B. „Gesangskonzerte“ des Sängerbundes, Promenadenkonzerte am Stadtteich mit Gondelfahrten, Konzerte des musikalischen Vereins. Auch gemeinschaftliche Ausflüge nach dem Hocker oder nach dem damals neu erbauten Rodaborn, wie auch gemeinschaftliche Besichtigung der städtischen Werke und vieles andere wurde organisiert.

Am 14. und 15. Juli klang das Heimatfest mit einem „Großen Markfest“, mit einer Illumination des Marktplatzes und der ganzen Stadt sowie einem Lampion- und Fackelzug durch verschiedene Straßen aus. Am Sonntag fand noch im „Mohren“ und im „Grünen Baum“ je ein großer Abschlussball statt.